

Kannrückchen am Graben
Als »Kannrückchen« oder »Kannrickchen« bezeichnete man deutlich vom sonstigen Straßenniveau erhabene Bürgersteigflächen.¹ Hier zu sehen der letzte Rest des Exemplars am Graben.
Links der Durchgang zum Rollplatz mit dem heute noch vorhandenen Haus »Rollplatz 6«. Daneben die ehemaligen Häuser Graben 1 und 3, »Tuchhandel Otto Linsenbarth« und »Kunstglaserei und Bilderrahmung Otto Pabst«.
Das heute noch zu sehende Wohn- und Geschäftshaus Graben 5 zeugt schon vom fortschreitenden Verschwinden des hiesigen Kannrückchens. Vormals zog sich dieser, zusammen mit der kleinteiligen Bebauung bis zum östlichen Durchgang zum Rollplatz. Der in Wilhelm Bodes Buch um 1912 genannte »letzte Rest« dieses Kannrückchens ist wohl der im Bild zu sehende.²
Das heutige Eckgebäude Graben 1 entstand zwischen 1937 und 1939 und zeigt die in Weimar im Nationalsozialismus typische Einheitsgestaltung mit travertinverkleidetem Sockelgeschoss und streng axialer Fenstergliederung, in Anlehnung an die Gestaltung der Bauten des »Gauforums«. Seit dem Bau ist die Hausnummer Graben 3 nicht mehr vergeben.

Ein Beispiel für ein heute noch zu sehendes Kannrückchen findet sich in der Vorwerksgasse.
Quellen: 1. »Streifzüge durch das alte Weimar«, Hannelore Henze/Ilse-Sibylle Stapf, Weimar 2004, Seite 33; 2. »Damals in Weimar, Wilhelm Bode, Weimar 1912, Seite 94ƒ.«
Foto (um 1910)
Foto (02. Sep 2022)
Alexander Rutz